Wintergäste

Jedes Emporfliegen kostet die im Winter ohnehin geschwächten Tiere sehr viel Kraft. Deshalb sollten Störungen unbedingt vermieden werden. (Foto: Hans Glader)
Jedes Emporfliegen kostet die im Winter ohnehin geschwächten Tiere sehr viel Kraft. Deshalb sollten Störungen unbedingt vermieden werden. (Foto: Hans Glader)
Die großen, störungsarmen Gewässer bieten den Wasservögeln Rückzuggebiete und sichere Schlafplätze. (Foto: Dirk Esplör)
Die großen, störungsarmen Gewässer bieten den Wasservögeln Rückzuggebiete und sichere Schlafplätze. (Foto: Dirk Esplör)
Die eindrucksvolle Balz der Schellenten beginnt bereits im Winterquartier. (Foto: Hans Glader)
Die eindrucksvolle Balz der Schellenten beginnt bereits im Winterquartier. (Foto: Hans Glader)
Nicht selten sind während des Durchzugs die rar gewordenen Goldregenpfeifer in den Marschbereichen zu beobachten, die hier, häufig mit Kiebitzen vergesellschaftet, rasten. (Foto: Oppermann)
Nicht selten sind während des Durchzugs die rar gewordenen Goldregenpfeifer in den Marschbereichen zu beobachten, die hier, häufig mit Kiebitzen vergesellschaftet, rasten. (Foto: Oppermann)
Limikolen, hier der Alpenstrandläufer, sind Grenzgänger zwischen Land und Wasser, lieben schlammige, teilweise überschwemmte Uferbereiche. (Foto: Andreas Lettow)
Limikolen, hier der Alpenstrandläufer, sind Grenzgänger zwischen Land und Wasser, lieben schlammige, teilweise überschwemmte Uferbereiche. (Foto: Andreas Lettow)
Auch dem eindrucksvollen Kormoran, einem überaus geschickten Fischjäger, kann man regelmäßig in der Weseraue begegnen. Neben den im Gebiet brütenden Vögeln ziehen im Herbst und Winter größere Trupps von der Nordseeküste entlang der Weser ins Landesinnere. (Foto: Wolfgang Lorenz)
Auch dem eindrucksvollen Kormoran, einem überaus geschickten Fischjäger, kann man regelmäßig in der Weseraue begegnen. Neben den im Gebiet brütenden Vögeln ziehen im Herbst und Winter größere Trupps von der Nordseeküste entlang der Weser ins Landesinnere. (Foto: Wolfgang Lorenz)

Viele Vogelarten nutzen das Gebiet zum Brüten und verlassen es im Herbst, um in südlichen Gefilden zu überwintern. Andere, deren Brutgebiete viel weiter nördlich liegen, suchen es in der kalten Jahreszeit auf, um während des Zuges zu rasten oder den Winter hier zu verbringen. Auch während der Mauser, der Zeit des Federwechsels, wenn Enten und Gänse für einige Wochen flugunfähig sind, sind die großen ungestörten Wasserflächen sehr wichtig.

In den Herbst- und Wintermonaten suchen tausende von Bläss- und Saatgänsen sowie zahlreiche Singschwäne die Weseraue auf. Die ausgedehnten Ackerfluren mit ihren Wintersaaten bilden zu dieser Zeit ideale Äsungsflächen. Sie erinnern strukturell an die baumlosen Subpolargebiete der Tundra, in denen die Tiere den Sommer verbringen und ihre Jungen aufziehen. Die nahegelegenen Gewässer dienen dabei als Schlaf- und Trinkplätze.

Viele seltene Säger- und Entenarten rasten oder überwintern auf den Gewässern der Weseraue. Darunter befinden sich Pfeifente, Schnatterente, Spießente, Krickente, Löffelente, Tafelente, Schellente, Zwerg- und Gänsesäger, zuweilen sogar der Mittelsäger.

Neben der besonderen Landschaftsstruktur und den günstigen Nahrungsquellen ist für die gefiederten Wintergäste in der Weseraue vor allem die Vermeidung von Störungen von größter Bedeutung. Gezielt suchen die Tiere "übersichtliche" Landschaften auf, um potenzielle Feinde frühzeitig zu entdecken und rechtzeitig flüchten zu können. Gänse und Schwäne halten teilweise Fluchtdistanzen von mehreren 100 Metern ein.

Besucher sollten daher zwischen Herbst und Frühjahr die Ackermarschbereiche im Vogelschutzgebiet Weseraue meiden oder zumindest großen Abstand zu den rastenden und überwinternden Vögeln einhalten. Nur so kann das Gebiet seiner wichtigen Funktion im internationalen Vogelschutz gerecht werden.

Aber nicht nur Wasservögel sind während der Winterphase in den Marschbereichen zu beobachten, sondern auch Schwärme von Finkenvögeln, die nach Wildkräutersamen suchen, während durchziehende Goldregenpfeifer, Kiebitze und Stare vor allem Insektenlarven und Würmer auf den Acker- und Grünlandflächen aufspüren.

Besonders erwähnenswert ist der Zug verschiedenster Watvögel, sogenannter Limikolen. Neben Arten wie Rotschenkel, Grünschenkel, Waldwasserläufer, Bruchwasserläufer, Alpenstrandläufer, Flussuferläufer, und Kampfläufer können sogar so seltene Arten wie Sanderling oder Knutt beobachtet werden.

Info zu Limikolen

Limikole, hier der Alpenstrandläufer (Foto: Jörg Hemmer)
Limikole, hier der Rotschenkel. (Foto: Hans Glader)

Limikolen - Grenzgänger zwischen Land und Wasser

Auf Latein bedeutet Limes Grenze und Cola Bewohner. Daher stammte der Name dieser faszinierenden Vögel, die die sumpfige Grenze zwischen Wasser und Land bewohnen. Vom kleinen Flussregenpfeifer bis zum großen Brachvogel stellen die Watvögel eine besonders vielgestaltige, artenreiche Gruppe dar.

Ungeachtet ihrer ausgedehnten Wanderwege spielt sich ihr Leben hauptsächlich am Boden ab. Ihre Nahrung suchen sie am Wasser, im Schlamm und auf nassen Wiesen. Ihre Nester bestehen oft nur aus einer flachen Mulde. Die Eier sind dem Untergrund farblich gut angepasst und damit perfekt getarnt. Hinsichtlich Gestalt und Gefieder sind einige Arten einfach zu erkennen. Viele andere ähneln sich jedoch sehr und sind nur schwer zu unterscheiden. Außerdem muss man bei den Limikolen immer darauf gefasst sein, einem Irrgast aus weit entfernten Gebieten zu begegnen.