Eine Flusslandschaft wird zum Vogelschutzgebiet
Vogelschutzgebiet Weseraue
Die Weseraue zwischen Petershagen und Schlüsselburg, ganz im Norden von Nordrhein-Westfalen, besitzt eine internationale Bedeutung für die Vogelwelt. Mit ihren zahlreichen, durch Kiesabbau entstandenen Stillgewässern, der teilweise aufgestauten Weser und weitläufigen, gering besiedelten Flussmarschen bietet sie nicht nur ideale Lebensräume für zahlreiche Vogelarten der Feuchtgebiete und Auen sondern hat auch eine wichtige Funktion als Rast- und Überwinterungsgebiet vieler Zugvögel.
Quartier für Wintergäste
Es finden sich hier zeitweise große Bestände von nordischen Bläss- und Saatgänsen, Sing- und Zwergschwänen, Schellenten, Gänse- und Zwergsägern ein. Die Brutgebiete der Singschwäne und Blässgänse liegen in den nördlichen Regionen von Island bis Ostsibirien. Sie ziehen von ihren Brutplätzen in der Tundra über große Entfernungen nach Süden in ihre Winterquartiere. Dabei bevorzugen sie schon bekannte Quartiere und steuern auch auf dem Zug immer dieselben Rastplätze an, deren Vorzüge und Gefahren sie kennen. Die Ortstreue zum Winterquartier wird von einer Generation an die nächste weitergegeben. So entstand auch die Überwinterungstradition in der hiesigen Weseraue.
Info zur Weser
Ein Fluss mit zwei Quellen:
Die Weser entsteht in Hannoversch Münden aus dem Zusammenfluss von Werra und Fulda. Bis zur Mündung in die Nordsee ist sie 477 km lang; das oberirdische Einzugsgebiet, einschließlich dem der Werra und Fulda, umfasst ca. 46.000 km². Neben der Ems ist die Weser damit nach Länge und Fläche des Einzugsgebietes der kleinste der mitteleuropäischen Ströme. Die Weserstrecke von Hannoversch Münden bis Porta Westfalica wird als Oberweser bezeichnet. Das Vogelschutzgebiet Weseraue liegt an der Mittelweser, die sich zwischen Porta Westfalica und Bremen erstreckt. Unterhalb Bremens schließen sich die Unterweser bis Bremerhaven und die Außenweser bis zum offenen Meer an.
Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung
Insbesondere für die wandernden Vogelarten stellt das Gebiet einen wichtigen Trittstein im internationalen Biotopverbund dar.
Dies hat dazu geführt, dass es bereits 1983 als "Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung“ gemäß der Ramsar-Konvention und als "Vogelschutzgebiet" gemäß der EG-Vogelschutzrichtlinie ausgewiesen wurde.
Info zu Ramsar-Konvention
Zugvögel brauchen einen internationalen Naturschutz:
Die Ramsar-Konvention ist das "Übereinkommen über Feuchtgebiete, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, von internationaler Bedeutung". Die Konvention wurde am 2.2.1971 in der Stadt Ramsar/Iran beschlossen. Bei der Auswahl von international bedeutenden Feuchtgebieten kommen ganz bestimmte Kriterien zur Anwendung, von denen zumindest eines erfüllt sein muss.
- Ein Feuchtgebiet gilt als international bedeutend, wenn es regelmäßig 20.000 Wasser- und Watvögel beherbergt.
- Ein Feuchtgebiet gilt als international bedeutend, wenn es regelmäßig 1 Prozent der Individuen einer Population, einer Art oder Unterart von Wasser- oder Watvögeln beherbergt.
Ähnliche Kriterien müssen auch für die Ausweisung von EG-Vogelschutzgebieten erfüllt werden:
- Mindestens ein Prozent des deutschen Bestandes von mindestens drei in Anhang I der EG-Vogelschutzrichtlinie genannten Vogelarten sollen regelmäßig in dem Gebiet Brut- und Nahrungsflächen finden.
- Für die Rast- und Überwinterungsgebiete von Zugvögeln, die in Anhang I der EG-Vogelschutzrichtlinie genannt sind, gilt, dass mindestens ein Prozent der biogeografischen Population einer Art in dem entsprechenden Gebiet rasten muss. In beiden Gebietsarten sollen auch andere in Anhang I der EG-Vogelschutzrichtlinie genannte Vögel vorkommen.
- Gebiete zum Schutz regelmäßig auftretender wandernder Vogelarten, wie sie in Artikel 4 Abs. 2 EG-Vogelschutzrichtlinie genannt sind, werden eingerichtet, wenn von einer dieser Arten mindestens ein Prozent der deutschen Population, bei Wasservögeln mindestens 20.000 Tiere, im Gebiet vorkommen.
- Das Gebiet ist eines der fünf wichtigsten Gebiete der Region Nordrhein-Westfalen (Top-5-Gebiete) für eine der in Anhang I oder in Artikel 4 Abs. 2 der EG-Vogelschutzrichtlinie genannten Arten.
EG-Vogelschutzgebiet "Weseraue"
Das ca. 3000 ha große EG-Vogelschutzgebiet "Weseraue" ist heute Bestandteil des europäischen Schutzgebietssystems "Natura 2000", einem Netzwerk spezieller Gebiete zum Schutz besonders gefährdeter Arten und Lebensräume.
Es besteht im Wesentlichen aus dem rund 1000 ha großen, als Naturschutzgebiet "Weseraue" ausgewiesenen, ufernahen Grünland. Davon eingeschlossen sind sechs "Kernnaturschutzgebiete" mit einer Gesamtgröße von ca. 700 ha. Das Kernnaturschutzgebiet "Staustufe Schlüsselburg" wird vom gestauten 5,5 km langen "Oberwasser" der Weserschleife bei Schlüsselburg mitsamt den schmalen zwischen den Weserdeichen gelegenen Uferwiesen gebildet. Die Kernnaturschutzgebiete "Häverner Marsch", "Grube Baltus", "Mittelweser", "Windheimer Marsch" und "Lahder Marsch" bestehen vorwiegend aus renaturierten Kiesabgrabungen. Bei den übrigen Flächen handelt es sich hauptsächlich um Ackerland, welches vorwiegend als Rast- und Nahrungsgebiet für die Vogelwelt dient.
> Zur Ãœbersichtskarte des EU-Vogelschutzgebietes "Weseraue"
Was sagt Rudi dazu?
Ramsar-Feutchtgebiet, EU-Vogelschutzgebiet, Naturschutzgebiet, das bedeutet:
Für uns Wasservögel werden nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern Gebiete geschützt, wo wir uns wohlfühlen und genug Nahrung finden.