Eine Auenlandschaft entsteht
Die Dynamik des Wassers gestaltet eine Landschaft
Gewaltige Mengen von Kies und Sand transportierend floss die Weser nach der letzten Eiszeit auf einer ca. 10 m mächtigen Kiesschicht dahin. Unzählige, sich ständig verändernde Mäander, Alt- und Nebenarme bewirkten eine permanente Umgestaltung der von unterschiedlichsten Uferformen, Sand- und Kiesbänken geprägten wilden Flusslandschaft. Untiefen und Kolke, steile Uferabbrüche oder durch Aufspaltung des Flusses immer neu entstehende Flussinseln bildeten dynamische Lebensräume für eine spezialisierte Tier- und Pflanzenwelt. Reste der alten Kiesschichten, die sogenannten Flussterrassen, und die eiszeitlich geformte Geestlandschaft säumten die Flussniederung mit ausgedehnten Buchenmischwäldern.
Die von mächtigen Hart- und Weichholzauenwäldern geprägte "Weser-Urlandschaft", unterbrochen von vielfältigen Gewässern wie Altarmen, Weihern, Tümpeln und Auenbächen zeichnete sich durch eine besondere Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten aus. So lebten hier früher große Säugetiere wie Wisent und Auerochse. Auch Biber und Fischotter fanden ideale Lebensbedingungen. Das Nebeneinander verschiedenster Gewässer, die regelmäßig durch Überflutungen miteinander in Verbindung standen, bedingte einen enormen Reichtum an Fischarten. An den Gewässern fand sich eine vielfältige Vegetation aus Röhrichten und Schwimmblattpflanzengesellschaften.
Auf den regelmäßig umgelagerten Kiesbänken und –inseln brüteten Spezialisten wie der Flussregenpfeifer und die Flussseeschwalbe. Eisvögel und Uferschwalben bauten ihre Brutröhren in die regelmäßig neu entstehenden Uferabbrüche der Weser. Fischfressende Lappentaucher wie Zwerg-, Rothals- und Haubentaucher fanden in Altarmen und Auenweihern reiche Nahrung. Gleiches galt für verschiedenste Entenarten. Die riesigen Bäume der Auenwälder im Umfeld der fischreichen Gewässer boten Graureiher, Schwarz- und Weißstorch, Fisch- und Seeadler ideale Brutplätze.
Info zu Geest und Marsch
Zwischen Geest und Marsch:
Geest bezeichnet einen Landschaftstyp in Norddeutschland, den nördlichen Niederlanden und Dänemark, der durch Sandablagerungen während der Eiszeiten entstanden ist und im Gegensatz zur Marsch steht. Als Marsch wird im norddeutschen Raum allgemein flaches Schwemmland im landseitigen Anschluss an das Küstenwatt oder die Salzwiesen bezeichnet. Im Binnenland gelegene Niederungslandschaften werden umgangssprachlich oft ebenfalls als "Marsch" oder "Masch" bezeichnet (an der Weser z.B. die Häverner oder Schlüsselburger Marsch), bodenkundlich und hydrologisch müssen diese aber eigentlich als Auen angesehen werden. Hierbei handelt es sich um vom wechselnden Hoch- und Niedrigwasser geprägte Niederungen entlang eines Baches oder Flusses.