Eine Auenlandschaft entsteht

Regelmäßig werden beim Kiesabbau in der Weseraue prähistorische Eichenstämme als Relikte der ursprünglichen Eichen-Auenwälder gefunden. Dieses 4000 Jahre alte Exemplar kann am Ortsrand von Buchholz besichtigt werden. (Foto: Stadt Petershagen)
Regelmäßig werden beim Kiesabbau in der Weseraue prähistorische Eichenstämme als Relikte der ursprünglichen Eichen-Auenwälder gefunden. Dieses 4000 Jahre alte Exemplar kann am Ortsrand von Buchholz besichtigt werden. (Foto: Stadt Petershagen)
Flussseeschwalben – Ein Fisch als Hochzeitsgeschenk. (Foto: Hans Glader)
Flussseeschwalben – Ein Fisch als Hochzeitsgeschenk. (Foto: Hans Glader)
Der Seeadler besucht die Weseraue heute wieder regelmäßig in den Herbst- und Wintermonaten. Zum Brüten bevorzugt er allderdings feuchte Wälder mit alten Bäumen, die in der Weseraue weitgehend verschwunden sind. (Foto: Marko König)
Der Seeadler besucht die Weseraue heute wieder regelmäßig. Zum Brüten bevorzugt er allerdings feuchte Wälder mit alten Bäumen, die in der Weseraue weitgehend verschwunden sind. (Foto: Marko König)
Brütende Flussseeschwalbe auf einer umgelagerten Kiesbank. (Foto: Erich Thielscher)
Uferschwalben bauen ihre Brutröhren in die Steilufer von Flüssen und Kiesabgrabungen. (Foto: Erich Thielscher)

Die Dynamik des Wassers gestaltet eine Landschaft

Gewaltige Mengen von Kies und Sand transportierend floss die Weser nach der letzten Eiszeit auf einer ca. 10 m mächtigen Kiesschicht dahin. Unzählige, sich ständig verändernde Mäander, Alt- und Nebenarme bewirkten eine permanente Umgestaltung der von unterschiedlichsten Uferformen, Sand- und Kiesbänken geprägten wilden Flusslandschaft. Untiefen und Kolke, steile Uferabbrüche oder durch Aufspaltung des Flusses immer neu entstehende Flussinseln bildeten dynamische Lebensräume für eine spezialisierte Tier- und Pflanzenwelt. Reste der alten Kiesschichten, die sogenannten Flussterrassen, und die  eiszeitlich geformte Geestlandschaft säumten die Flussniederung mit ausgedehnten Buchenmischwäldern.

Die von mächtigen Hart- und Weichholzauenwäldern geprägte "Weser-Urlandschaft", unterbrochen von vielfältigen Gewässern wie Altarmen, Weihern, Tümpeln und Auenbächen zeichnete sich durch eine besondere Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten aus. So lebten hier früher große Säugetiere wie Wisent und Auerochse. Auch Biber und Fischotter fanden ideale Lebensbedingungen. Das Nebeneinander verschiedenster Gewässer, die regelmäßig durch Überflutungen miteinander in Verbindung standen, bedingte einen enormen Reichtum an Fischarten. An den Gewässern fand sich eine vielfältige Vegetation aus Röhrichten und Schwimmblattpflanzengesellschaften.

Auf den regelmäßig umgelagerten Kiesbänken und –inseln brüteten Spezialisten wie der Flussregenpfeifer und die Flussseeschwalbe. Eisvögel und Uferschwalben bauten ihre Brutröhren in die regelmäßig neu entstehenden Uferabbrüche der Weser. Fischfressende Lappentaucher wie Zwerg-, Rothals- und Haubentaucher fanden in Altarmen und Auenweihern reiche Nahrung. Gleiches galt für verschiedenste Entenarten. Die riesigen Bäume der Auenwälder im Umfeld der fischreichen Gewässer boten Graureiher, Schwarz- und Weißstorch, Fisch- und Seeadler ideale Brutplätze.

Info zu Geest und Marsch

Zwischen Geest und Marsch:

Geest bezeichnet einen Landschaftstyp in Norddeutschland, den nördlichen Niederlanden und Dänemark, der durch Sandablagerungen während der Eiszeiten entstanden ist und im Gegensatz zur Marsch steht. Als Marsch wird im norddeutschen Raum allgemein flaches Schwemmland im landseitigen Anschluss an das Küstenwatt oder die Salzwiesen bezeichnet. Im Binnenland gelegene Niederungslandschaften werden umgangssprachlich oft ebenfalls als "Marsch" oder "Masch" bezeichnet (an der Weser z.B. die Häverner oder Schlüsselburger Marsch), bodenkundlich und hydrologisch müssen diese aber eigentlich als Auen angesehen werden. Hierbei handelt es sich um vom wechselnden Hoch- und Niedrigwasser geprägte Niederungen entlang eines Baches oder Flusses.