Auengewässer – kleine Gewässer mit großer Bedeutung
Kleingewässer sind Lebensgrundlage und Heimat für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen: Fische, Frösche und Kröten, Molche, Vögel, Insekten, Muscheln, Schnecken, Würmer, Röhricht-, Laichkraut- und Schwimmblattpflanzen finden sich zu bunten Lebensgemeinschaften zusammen. An verschiedenen Stellen im Vogelschutzgebiet Weseraue wurden deshalb neue Kleingewässer angelegt.
Tümpel - Lebensraum für Spezialisten
Eine eigene Tier- und Pflanzenwelt, die sich auf jahreszeitlich extrem schwankende Wasserstände eingestellt hat, weisen Tümpel oder Blänken auf. Echte Wasserpflanzen findet man in ihnen nur selten. Hingegen dominieren hier Pflanzen, die durch die Bildung von "Landformen" auch auf einem ausgetrockneten Gewässergrund überleben können. Typische Beispiele hierfür sind der Wasserhahnenfuß oder der Wasserknöterich.
Kleintiere überleben Zeiten der Austrocknung oft in Entwicklungsstadien, die kein Wasser benötigen, oder durchlaufen im Gewässer in nur einigen Wochen ihre Larvenentwicklung und verlassen das Wasser als ausgewachsene Tiere. Typisch für Auentümpel sind z.B. Muschelkrebse, Kiemenfußkrebse und Wasserflöhe, die z.T. Trockenzeiten von mehreren Jahren als Eier überdauern können. Unter günstigen Bedingungen vermehren sie sich oft in Massen und bilden dann eine attraktive Futterquelle für Wiesen- und Watvögel wie Kiebitz, Waldwasserläufer oder Bekassine. Günstig ist für viele Kleintiere, dass sich Fressfeinde wie Fische aufgrund der zeitweiligen Austrocknung nicht dauerhaft ansiedeln können.
Info: See, Weiher oder Tümpel?
Die Gewässerkunde unterscheidet verschiedene Typen von stehenden Gewässern:
Zu den dauerhaft Wasser führenden Gewässern zählen Seen und Weiher. Als Seen bezeichnet man größere Gewässer (meist mehrere Hektar groß) mit einer ausgeprägten Tiefenzone, die von Pflanzen nicht mehr besiedelt werden kann. Der Weiher zeichnet sich durch eine geringere Tiefe aus (kaum über 2 m) und kann auf seiner gesamten Fläche von Wasserpflanzen besiedelt werden.
Eine weitere Gruppe bilden die nur zeitweilig (temporär) Wasser führenden Gewässer. Diese bezeichnet man als Tümpel oder Blänken. Sie zeichnen sich durch eine zeitweilige Austrocknung aus. Die Bezeichnung Blänke rührt von "blank" oder "blank stehen", das heißt Flächen, auf denen im Frühjahr das blanke Wasser steht oder eine Wasserfläche blinkt.
Als Teiche werden allgemein künstliche, also vom Menschen angelegte Gewässer bezeichnet. Die Art der Wasserführung spielt dabei keine Rolle. Oft können diese Gewässer abgelassen werden (z.B. Fischteiche, Mühlenteiche).
Eine typische Tiergruppe, deren Larven im Wasser leben, sind die Libellen. Sie legen ihre Eier im Wasser der Tümpel ab. Dort entwickeln sich die Larven, ernähren sich räuberisch von anderen Kleintieren, wachsen und verpuppen sich schließlich an Land. Mit dem Schlüpfen verlässt die fertige Libelle das Gewässer. Nur zur erneuten Paarung und Eiablage müssen Libellen wieder ein Gewässer aufsuchen. Als typische Arten zeitweilig austrocknender Gewässer gelten z.B. die Glänzende Binsenjungfer und verschiedene Heidelibellen.
Auch Amphibienarten wie Kreuzkröte, Wechselkröte und Grasfrosch brauchen solche Auentümpel als Laichgewässer. Da sich das flache Wasser im Frühjahr rasch erwärmt, können sich die wechselwarmen Larven schnell entwickeln und das Gewässer bereits nach wenigen Wochen, rechtzeitig vor dem Trockenfallen, als fertige Frösche oder Kröten verlassen.
Biotopvernetzung durch Hochwasser und Wasservögel
Obwohl solche Kleingewässer inselartig in der Landschaft liegen wird durch das Hochwasser immer wieder eine Verbindung zwischen den Auengewässern und dem Fluss geschaffen.
Letztlich entscheidet oft der Zufall, nämlich welche Pflanzenart mit ihren Samen zuerst vor Ort ist, über die Vegetationsentwicklung. Eine wichtige Rolle spielt bei den nur zeitweilig wasserführenden Gewässern auch die im Boden vorhandene Samenbank. Über weitere Entfernungen können Pflanzensamen, aber auch Dauerstadien von Tieren (z.B. Eier von Kleinkrebsen), außerdem durch Wasservögel verbreitet werden.
Auch Lebensräume können altern
Besonders kleinere Auengewässer unterliegen durch die Ansiedlung und Ausbreitung produktiver Wasser- und Röhrichtpflanzen einer raschen Fortentwicklung, der sogenannten Verlandung. Ist diese Entwicklung weit fortgeschritten geht der Reichtum an Tier- und Pflanzenarten stark zurück. Früher sorgte die Dynamik der Hochwässer dafür, dass Verlandungsprozesse unterbrochen oder verlangsamt wurden und neue Kleingewässer entstanden. Da dies heute kaum noch stattfindet, ist es wichtig, vorhandene Gewässer zeitweilig maschinell zu räumen und neue Gewässer in Anlehnung an die natürlichen Vorbilder anzulegen.
Was sagt Rudi dazu?
Wir Vögel teilen die Auengewässer mit einer bunten Lebensgemein- schaft: Fische, Amphibien, Insekten, Muscheln, Röhricht, Wasserpflanzen, ... Ohne diese könnte ich meine Brut nicht großziehen oder mich verstecken.
Wer ist Rudi?