Landschaftsentwicklung mit Weidetieren
In jüngerer Zeit setzt der Naturschutz verstärkt auf ein neues Konzept zur Pflege und Entwicklung wertvoller Landschaften. Anstelle einer kostenintensiven, maschinellen Pflege kommt hierbei eine an natürlichen Vorbildern orientierte, großflächige Beweidung mit robusten Rindern, Pferden oder anderen Weidetieren zum Einsatz. Diese sollen durch ihren Verbiss die Ausbreitung von Gehölzen begrenzen und die Entwicklung von offenen Gras- und Krautfluren, Röhrichten und Flutrasen fördern. Dabei sorgen sie auch für die Offenhaltung von Gewässerufern und die Schaffung von wertvollen Pionierlebensräumen, wie Schlammflächen, Abbruchkanten und anderen Rohbodenstandorten. Derartige Lebensräume sind ideal für viele der schutzwürdigen Wat- und Wasservögel der Weseraue.
In einer Weidelandschaft sind verschiedene Lebensräume mosaikartig miteinander verzahnt. Deshalb kommen auf kleinem Raum besonders viele Pflanzen und Tiere vor.
Info zu den Weidetieren in der Weseraue
Für das Beweidungsprojekt "Windheimer Marsch" werden Konik-Pferde und Schottische Hochlandrinder eingesetzt. Der Name Konik stammt aus dem Polnischen und bedeutet "Pferdchen". Das Konik entstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus der Kreuzung der letzten europäischen Wildpferde, dem Waldtarpan, mit Hauspferden. Später, ab den 1930er Jahren, versuchte man durch Zucht, das Wildpferderbe zu erhalten bzw. den Waldtarpan zurückzuzüchten. Charakteristisch sind die braune bis mausgraue Färbung mit schwarzem Aalstrich auf dem Rücken, Zebrastreifung an den Beinen und stark entwickelte Mähne, Stirnschopf und Schweif.
Wie die Konikpferde gelten auch die Schottischen Hochlandrinder als besonders robust und nässetolerant und eignen sich daher besonders gut für eine ganzjährige Freilandhaltung. Typisch sind der kurze Kopf mit breiter Stirn, das sehr lange, geschwungene Horn, hell- bis dunkelbraunrotes oder fast schwarzes Fell mit ausgeprägt langem Oberhaar und sehr dichtem Unterhaar, eine in das Gesicht fallende Stirnmähne und buschig behaarte Ohren.
Im Naturschutzgebiet "Mittelweser" werden Heckrinder gehalten, eine robuste Hausrindrasse, die sich ebenfalls gut für eine ganzjährige Freilandhaltung eignet. Die Rasse entstand in den 1930er Jahren durch die Versuche der Brüder Heinz und Ludwig Heck, Zoodirektoren in München und Berlin, aus verschiedenen Hausrindrassen ein dem Auerochsen ähnliches oder gleichendes Wildrind zu züchten.
Die Stiere sind schwarz mit hellgelbgrauem Strich auf dem Rücken (Aalstrich). Ähnlich gefärbt sind die Kühe, deren Farbe von schwarz bis rötlichbraun reicht. Beide verfügen über ein weißbehaartes Maul, das sich je nach Ausprägung stark vom schwarzen Kopfhaar abhebt. Die Tiere schützen sich durch ein dichtes, stumpfes und längeres Winterfell. Das Sommerkleid ist kurz und glänzend. Die Hörner sind, anders als beim Auerochsen, sehr formvariabel und erinnern teilweise noch stark an die der Ausgangsrassen.
Info zu Halboffenen Landschaften
Vorbild Naturlandschaft
Auch in der vom Menschen noch wenig beeinflussten Urlandschaft spielten nach Beendigung der letzten Eiszeiten vermutlich große Pflanzenfresser wie Hirsche, Wildpferde und Wildrinder, wie Auerochse und Wisent, eine wichtige Rolle bei der Entstehung halboffener Landschaften. Durch die menschliche Hutewirtschaft, das "Abhüten" von Heiden, Auenlandschaften, aber auch Wäldern mit verschiedensten Weidetieren, entstanden bis in das 19. Jahrhundert ähnlich strukturierte Landschaftsbilder.
…nicht nur die Vogelwelt profitiert!
Verschiedene Untersuchungen belegen die positiven Auswirkungen der Ganzjahresbeweidung auf die Artenvielfalt und das Vorkommen bedrohter Tiere und Pflanzen in der Weseraue. In Beweidungsgebieten siedeln sich zahlreiche seltene Vogelarten an. Wie das Beispiel der Windheimer Marsch zeigt, finden hier auch viele bedrohte Insekten- und Amphibienarten eine neue Heimat.
Was sagt Rudi dazu?
Gut, dass die Weidetiere da sind. Durch ihren un- ersättlichen Hunger auf Grünzeug und das viele Getrampel bleibt die „Windheimer Marsch“, was sie ist: eine viel- fältige, offene Landschaft und ein wahres Vogelpara- dies!
Wer ist Rudi?